Verankerung plus.
Denke an deinen ersten Kuss. Bestimmt weißt du noch genau, wo er stattfand. Was schoss dir durch den Kopf? Wenn hast du geküsst? Welches Lied lief gerade im Hintergrund lief oder wonach roch sie oder er damals? Der erste Kuss ist für die meisten von uns mit besonders schönen Emotionen verbunden (wenn er denn gut war) – und genau deshalb lässt er sich so gut erinnern.
Das funktioniert (leider) auch mit unschönen Begebenheiten. Das beste Beispiel hierfür sind die Geschehnisse am 11. September 2001. Wer von euch „damals“ schon geboren und den Terroranschlag auf das World Trade Center in New York wahrnehmen konnte, weiß mit großer Wahrscheinlichkeit genau, wo er oder sie zum Zeitpunkt der ersten Nachrichten aus New York war. Man erinnert den Moment, als die Bilder von den explodierenden Flugzeugen sich unauslöschlich in unser Gedächtnis brannte.
Die Macht des Mandelkerns.
Zu verdanken haben wir die immerwährende Erinnerung an Hochzeiten, Beerdigungen, Unfälle, Geburten und all die anderen emotional behafteten Ereignisse einem klitzekleinen Etwas in unserem Gehirn: Dem Mandelkern – oder schöner gesagt, der Amygdala. Als Teil des limbischen Systems, einem evolutionär betrachtet sehr alten Hirngebiet, werden hier neue Informationen mit Emotionen verbunden. Kurz gesagt: Was berührt, bleibt hängen. Und weil die Amygdala auch noch als Türsteher des Langzeitgedächtnisses arbeitet, kommt eben nur das emotional aufgeladene Faktische da rein. Alles Andere geht zum einen Ohr rein und zum anderen gleich wieder raus. Oder wenig besser: Die Inhalte legen maximal einen minimalen Zwischenstopp im Kurzzeitgedächtnis ein. Aber was hilft das?
Anders ausgedrückt und wichtig für alle, die mit ihren Präsentationen oder Vorträgen auf beste Art in Erinnerung bleiben möchten: Das menschliche Gehirn speichert nur Erinnerungen, wenn es Gefühle mit Ihnen verbindet. Je stärker diese Emotionen sind, desto länger bleiben Inhalte im Gedächtnis. Auf diese Weise sortiert das Gehirn täglich auf uns einprasselnde Informationen nach Relevanz und Merk-Würdigkeit.
Wissenschaftliche Beweise
Dass Emotionen für Inhalte funktionieren wie Fett für Geschmacksstoffe wurde sogar wissenschaftlich bewiesen. Auch an Demenz erkrankte Patienten erinnern sich viel besser an Gefühle als an Inhalte. Forscher hatten ihnen fröhliche und traurige Filmszenen vorgespielt. Im Nachhinein zeigte sich, dass die Probanden sich zwar nicht mehr darin erinnern konnten, worum es in den Szenen ging. Präsent waren aber noch die Gefühle, die sie beim Gucken hatten.
Eine ähnliche Untersuchung wurde mit gesunden Menschen durchgeführt: Auch sie bekamen Filmsequenzen mit unterschiedlichem emotionalen Erregungspotential gezeigt. Einige Wochen später ergab die Befragung der Probanden: Auch sie hatten Szenen besser und detaillierter im Gedächtnis verankert, die starke positive wie negative Emotionen bei ihnen ausgelöst hatten.
Zurück in den Präsentationsalltag: Du kannst dir die geschilderten neurologischen Vorlieben zu Nutze machen, indem du deine Präsentationen und Vorträge mit etwas Emotionsfutter für das Fräulein Amygdala in den Köpfen deiner Zuhörerschaft spickst.
Eine schöne Geschichte
In meinen Präsentationsseminaren erzähle ich nicht nur selbst gerne Geschichten, lasse die Anwesenden an meinen Erfahrungen teilhaben. Ich empfehle auch Allen, ihre eigenen Stories in ihre Präsentation oder Vorträge einfließen zu lassen. Mit ihnen überzeugen wir den Mandelkern, Freund Hippocampus zum Abspeichern zu überreden.
Außerdem können Geschichten nicht nur Stimmung und Publikum angenehm auflockern, sie vereinfachen auch manch einen komplexe Sachverhalt. Egal, ob lustig, spannend oder abstrakt – du löst mit einer kurzweiligen Erzählung immer mehr Emotionen aus, als mit einem simplen verbalen Informationstransfer. Und was die Amygdala freut oder schockiert, bleibt im Gedächtnis.
Nun wäre eine ganze Präsentation in Geschichtsform sicherlich zu viel des Guten. Schließlich möchte niemand zum firmeneigenen Märchenonkel oder unternehmensinternen Geschichtengretel abgestempelt werden.
Storypower.
Ich empfehle: Sei kreativ und überlege bei der Vorbereitung deiner nächsten Präsentation, wie du eine kurze Geschichte oder eine Anekdote mit deiner Kernbotschaft verknüpfen kannst. Oder kannst du zum Auftakt deiner Präsentation etwas unterbringen, das dir die Aufmerksamkeit der Zuhörerschaft sichert? Und zu guter Letzt noch ein Tipp: Deine Geschichten müssen nicht zwingend der Wahrheit entsprechen und exakt so passiert sein, wie du sie schilderst. Viel wichtiger ist, dass du einen Kontext zu deiner Kernbotschaft herstellst. Hierfür sind auch ausgedachte Anekdoten durchaus erlaubt. Einstmals lebender Beweis dieser These ist der Mann, für dessen Erzählungen die Menschen vor 300 Jahren von weit her zusammenkamen – obwohl die Geschichten selbst für damalige Verhältnisse schon unglaubwürdig waren. Die Rede ist vom Baron Münchhausen.
Wenn du mehr dazu erfahren möchtest, empfehle ich dir mein Buch “NEU PRÃSENTIEREN” – erschienen bei Campus, und hier erhältlich. Oder möchtest du’s live trainieren? Hier geht es zu unseren Seminaren.